HÖR MAL! - Rassistische Darstellungen der Guéridons (Cedric Bauer, Nele Junghans, Ole Müller, Paulus Donath)
Die Intervention „Hör mal!“ widmet sich dem Thema Rassismus und bietet Menschen eine Plattform, ihre Erfahrungen zu diesem Thema auszutauschen. Ausgangspunkt der Installation ist ein Guéridon, um den sich drei interaktive Stationen gruppieren.
Die erste Station ist eine Druckplatte, die vor dem Guéridon platziert ist. Durch Berühren der Platte werden Aussagen hörbar, denen People of Color (PoC) häufig im Alltag begegnen und die für sie herausfordernd sind. Die zweite Station ist ein Bildschirm, auf dem Interviews mit weißen Menschen gezeigt werden, in denen sie Fragen zum Thema Rassismus beantworten. An der dritten Station kommen PoCs zu Wort, die von ihren persönlichen Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichten, um Empathie zu wecken und die Zuhörenden zum Nachdenken anzuregen.
Die gewählten Gestaltungsmittel, wie die grafischen Elemente und das Interface sowie die Farbigkeit der Intervention, heben diese von der Ausstellung deutlich ab. Dadurch entsteht ein störendes Element, das Interesse wecken und die Menschen aktivieren soll.
GhostBox. Den Geistern der Vergangenheit eine Stimme geben (Anne Voigt, Antea Tarousa, Karl Herrmann, Vanessa Pelger)
Die GhostBox ist eine interaktive Installation, die Menschen dazu einlädt, sich mit den Geschichten der Prunkuhr in den Paraderäumen auseinanderzusetzen. In Form einer multisensorischen, rechteckigen Stele steht die GhostBox ca. drei Meter vor der Uhr und hebt sich durch ihren weißen, geometrischen Korpus von den prachtvollen Räumen ab.
Auf der Oberseite der Stele befinden sich in den Ecken vier verschiedene Figuren aus transparentem Kunststoff, welche die Geister der Vergangenheit verkörpern: der Händler, der Uhrmacher und die Mutter Natur erzählen von vergangenen Zeiten. Die Aktivistin stellt den Bezug zur Gegenwart her.
Die Interaktion mit der GhostBox ist durch die Gestaltung einfach und intuitiv zugänglich. Ein sanft pulsierendes Licht ermutigt die Nutzenden, eine Figur auf das kleine Podest in der Mitte der Stele zu bewegen. Sobald eine Figur mittig platziert wird, werden die Geister der Prunkuhr lebendig: die ausgewählte Figur leuchtet auf und eine Geschichte erklingt aus einem versteckten Lautsprecher hinter der Uhr. Diese aktiviert zum spielerischen Entdecken weiterer Geschichten.
Spieglein an der Wand, wer wäre ich in Augusts Land? (Kira Hoffmann, Awelina Wiegandt)
Das Selbstporträt von August dem Starken zeigt die Darstellung eines selbstbewussten Monarchen. Beim Betreten des Eckparaderaums fällt der Blick der Besuchenden sofort auf dieses Gemälde. Es positioniert den Monarchen als absoluten, mächtigen Herrscher, der über den Menschen thront.
Die Installation „Spieglein an der Wand, wer wäre ich in Augusts Land?“ thematisiert Unterschiede im sozialen und gesellschaftlichen Status und macht diese sichtbar. Sie animiert Menschen dazu, die Rolle einer Person des 17. Jahrhunderts einzunehmen. In Form einer rechteckigen Stele, auf deren Vorderseite ein Bildschirm und eine Kamera integriert sind, steht die Installation vor dem Gemälde. Durch ihre violette Farbe und geometrische Form grenzt sie sich von ihrer Umgebung stark ab.
Menschen können sich vor dem Bildschirm positionieren, von sich selbst ein Bild aufnehmen und die Reise in das alte Dresden beginnen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und einem Zufallsgenerator wird ein Bild generiert, welches das Gegenüber in eine der drei Klassen des barocken Dresden transformiert.
SCHAU HIN! - Machtsymbole unter die Lupe nehmen (Nele Drechsler, Maria Ettelt, Anaïs Görden)
Mit der Intervention „SCHAU HIN!“ werden Menschen dazu eingeladen, sich mit Machtsymbolen auseinanderzusetzen. Die Intervention nimmt Bezug auf das Herrscherporträt von August dem Starken, gemalt von Louis de Silvestre, das im Eckparadesaal der Paraderäume zu sehen ist.
Besonders junge Menschen sollen dazu angeregt werden, die vielen Machtsymbole auf dem Gemälde zu entdecken. Dafür gibt es eine Lupe, die vor dem Gemälde aufgestellt ist. Ein Touchscreen lädt zur Interaktion ein. Menschen können die Lupe benutzen und über ein einfaches Menü die Machtsymbole auf dem Gemälde erkunden. So werden auch schwer erkennbare Details und Symbole sichtbar gemacht.
Die verschiedenen Symbole werden jeweils vorgestellt und durch ein begleitendes Audio kontextualisiert. Ergänzend werden Illustrationen angezeigt, die thematisieren, wie Macht auch heutzutage symbolisch inszeniert wird. Zu allen Illustrationen werden die Inhalte ebenfalls auditiv vermittelt. Um den Dialog der Nutzenden miteinander zu fördern, sollen Stationen verschiedener Größen zum Einsatz kommen.
Stimmen der Zeit. Geschichten zum Begreifen (Paula Beutner, Theresa Schubert, Tilman Heindel)
„Stimmen der Zeit“ ist eine interaktive räumliche Installation im Ecktafelgemach der Paraderäume Dresden. Mithilfe historischer und gegenwärtiger Stimmen von Menschen und Tieren wird auf die Auswirkungen von Luxus aufmerksam gemacht. Dabei wird die ausbeuterische Geschichte, die mit der Produktion der Prunkuhr verbunden ist, beleuchtet.
Die Intervention besteht aus fünf minimalistisch gestalteten Silhouetten von Personen und Tieren, die direkt oder indirekt Bezug zur Uhr haben. Diese werden räumlich vor der Prunkuhr platziert und sind an der Vorderseite mit einem Muster aus Kupferband versehen. Die Kabel und technischen Komponenten auf der Rückseite sind sichtbar, um die Interventionsoptik zu betonen.
Menschen sind eingeladen, die Figuren zu berühren und deren Geschichten zu erkunden. Durch Berühren der Kupferstruktur beginnen diese ihre Geschichten zu erzählen. Jede Figur bietet eine andere Perspektive, erweckt die Vergangenheit zum Leben und stellt einen Bezug zur Gegenwart her. In zwei Minuten erhalten die Menschen Einblicke hinter den wahren Preis von Luxus und erfahren, was die Uhr mit Schildkröten zu tun hat.
Triggerwarnung. Die Frauen im Hintergrund (Mira Elmau, Noah Lerch)
Die Intervention bezieht sich auf eine Darstellung sexualisierter Gewalt, die auf dem Aufsatz des Spiegels zu sehen ist: Daphne, die von Apollo bedrängt wird, wendet sich in ihrer Not an ihren Vater, der sie in einen Lorbeerbaum verwandelt und erstarren lässt. Unsere Schaubox problematisiert derartige Darstellungen sexualisierter Gewalt auf Kunstwerken. Sie zeigt, wie selbstverständlich derartige Szenen in einer Zeit waren, in der Frauen kein Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit hatten. Sie regt damit zur Auseinandersetzung mit einem Thema an, das bis heute nicht an Aktualität verloren hat.
Die Außenseite der Schaubox ist matt verspiegelt, was die unscharfe Sicht auf das Thema symbolisieren soll. Menschen können aus dem prunkvoll geschmückten Paradevorraum in einen abgegrenzten Bereich treten. Innen sehen sie ein Panorama, das bekannte Szenen aus der griechischen Mythologie zeigt, wie sie auf Kunstwerken in den Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen sind, darunter auch die Szene von Daphne und Apollo.
Im Inneren hören die Besuchenden die Stimme einer jungen Frau. Sie entschlüsselt die Geschichten der einzelnen Szenen und setzt diese in Bezug zu heutigen Realitäten. Die Besuchenden erfahren etwas über die Vielfalt und Normalität von Darstellungen sexualisierter Gewalt und werden zur individuellen Reflexion angeregt.
Verspiegelt. Ein Spiel der Blickwinkel (Annabell Rietig, Lilly Beckert, Marie Burkhardt)
Die Intervention „Verspiegelt“ ist eine mediale Installation in Form eines Paravents. Diese befindet sich im ersten Vorzimmer der Paraderäume vor dem Spiegelaufsatz von Apollo und Daphne. Traditionelle Interpretationen der Geschichte und die darin romantisierte Darstellung von sexualisierter Gewalt sollen durch die Intervention hinterfragt werden.
Die Vorderseite der Installation zeigt zwei Szenen, die die gegensätzlichen Sichtweisen mithilfe eines Lentikularbildes veranschaulichen. Die Gefühle und Emotionen der beiden Figuren sollen dadurch sinnlich und audio-visuell erfahrbar werden. Musik verstärkt die jeweilige Perspektive.
Auf der Rückseite befinden sich Informationen zum Mythos von Apollo und Daphne und zum Spiegelaufsatz, die auf einer Spiegelfläche eingraviert sind. Des Weiteren gibt es eine Sammlung an Zitaten von Frauen, die Erfahrung mit sexualisierter Gewalt und Bedrängung gemacht haben. Diese schaffen Bezug zur Gegenwart und sollen Menschen zum Nachdenken und Handeln anregen.
Förderer
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