Sieben Thesen von Action for Future 21. Dezember 2021 — Dauer 4 Minuten

Die vom Menschen ausgelöste Klimakrise führt zu einer immensen Zerstörung der Ökosysteme, die unsere gesellschaftliche Ordnung in Frage stellt. Diese Zerstörung aufzuhalten ist die Aufgabe heutiger und kommender Generationen. Inwiefern Museen, und im Speziellen das Japanische Palais in Dresden, dazu beitragen können, Klimaziele zu erreichen und ökologische Krisen zu verhindern, verdeutlichen die folgenden Thesen.

1. Kreislaufwirtschaft fördern

Unter ökologischen Gesichtspunkten stellen wir die Frage nach dem guten Umgang mit unserer Umwelt. Wir müssen lernen, mit bestehenden Ressourcen wertschätzend umzugehen und deren Neuerschließung zu optimieren. Das sogenannte Cradle-to-Cradle Prinzip beschreibt die Kreislaufwirtschaft von Rohstoffen und Waren – eine Strategie, die wir uns zu nutzen machen wollen. Kulturinstitutionen können dabei wichtige Impulsgeber sein und neue Wege hin zum „Grünen Museum“ einschlagen. Zwischen dem Dresdner Verein Konglomerat e.V. und der Materialvermittlung sowie dem Japanischen Palais besteht bereits  eine Zusammenarbeit, die darauf abzielt, die Planungsphase von Ausstellungen nachhaltig auszurichten und die darüber informiert, welche Ausstellungsarchitekturen aus vorhandenen Materialbeständen recycelt oder an andere Museen weitervermittelt werden können. Neue Architekturelemente werden mit dem Ziel ihrer Weiterverwertung konzipiert. Dadurch entwickelt sich ein in die Stadt hineinwirkender Kreislauf des Bewahrens, Nutzens und Weitergebens. Die mit dem Japanischen Palais gestartete Kooperation wird ab 2022 auf alle Sammlungen der SKD ausgeweitet – damit verankert das Action for Future Team diesen Anspruch auf Kreislaufwirtschaft im Wirken der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

2. Eine diverse Gesellschaft nachhaltig fördern

Neben ökologischen Herausforderungen ist die Toleranz gegenüber vielfältigen Identitäten und Persönlichkeiten unabdingbar. Blinde Flecken in unserem Ausstellungs- und Rahmenprogramm möchten wir schließen und Facetten diverser kultureller Identitäten sichtbar machen. Angefangen bei dem „Museum of Untold Stories“ über die „Die Erfindung der Zukunft“ und „Library of Exile“ bis hin zur Ausstellung „Sprachlosigkeit – das laute Verstummen“ am Japanischen Palais, möchten wir dem Ungehörten eine Stimme geben und Blickwinkel weiten. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit Frauenrechten, Gewalterfahrungen, Migration und Inklusion, die wir über den Zugang zu Kunstschätzen der SKD und deren Einbettung in ihre historischen Kontexte reflektieren. Im Austausch mit den Menschen versuchen wir unseren eigenen Standpunkt zu relativieren und gezielt nach Exklusionsmechanismen zu fragen und diese aufzudecken.

3.  Kulturelle und soziale Teilhabe

Nachhaltiges Tun beschränkt sich in unserem Verständnis nicht nur auf das materielle Umfeld, sondern bezieht das kulturelle und soziale Umfeld mit ein. Die kulturelle und soziale Teilhabe aller Menschen muss mit der ökologischen Transformation der Gesellschaft Hand in Hand gehen.

Ein wichtiger Pfeiler für kulturelle und soziale Teilhabe ist der kostenfreie Eintritt ins Museum, wodurch der Zugang zu Kultur für alle vereinfacht und Hemmschwellen abgebaut werden sollen. Entscheidend ist die aktive Zusammenarbeit mit Action for Future sowie diversen sozialen Trägern der Stadt, um der Vielstimmigkeit der Zivilgesellschaft einen Raum zu geben – beispielsweise an unserem „Runden Tisch“, im „Rondell der Kontroverse“, dem Garten im Innenhof oder dem „Performance Place“.

4. Kultur der Nachhaltigkeit  

Wir müssen die nächste Generation für kommende Veränderungen wappnen und durch Bildung sensibilisieren. Das Erforschen und Erproben nachhaltiger Lebensweisen ist dabei von besonderer Bedeutung: Kulturinstitutionen können wegweisend vorausgehen, indem sie neue und innovative Formen im Bereich Kunst, Kultur, Architektur und Design vorantreiben und Freiräume für Experimente bieten. Der Co-Working Space am Japanischen Palais bietet – ausgestattet mit einer Umweltbibliothek, einer Nähwerkstatt, Ateliers und einer Präsentationsfläche – einen Rückzugs- und Lernort für Vereine sowie Museumsbesuchende zur freien Nutzung. Die entstehenden Projektideen sollen in die künftige Programmplanung des Museums einfließen und so wichtige Impulse aus der Zivilgesellschaft aufnehmen.

5. Kunst und Kreativität fördern

Kunst ist ein zentraler Pfeiler nachhaltiger Kulturarbeit. Das Japanische Palais öffnet mit seinen „Mobilen Werkstätten“ und „Ateliers“ Freiräume für die Produktion künstlerischer Arbeiten und das freie kreative Arbeiten der Museumsnutzenden. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ist eine wichtige Quelle für Innovation und die enge Zusammenarbeit mit den Werkstattleiter*innen macht es möglich, nachhaltige Projekte mit Expert*innen auf den Weg zu bringen.

6. Arbeit neu denken

Unsere Wertschöpfungsketten sind häufig auf Menschenrechtsverletzungen aufgebaut. Diese gilt es zu reflektieren und zu überwinden. Ein Schlüssel zum fairen Umgang miteinander ist die Adressierung der Ungleichverteilung von Macht und Ressourcen, um Ausbeutung und Ungerechtigkeit zu verhindern. Dazu gehört die Umkehr bestehender Rollenzuweisungen. Auf Initiative von Fridays for Future Dresden wurde in Zusammenarbeit mit der FH Dresden die Fair Fashion Factory im Japanischen Palais eingerichtet, wobei sich die lokale Stadtgesellschaft mit globalen Fragen nach Fair Culture verzahnt und verschiedenste Herangehensweisen erprobt werden. Aktuell entsteht unter Anleitung der Werkstattleiterin eine nachhaltige Taschenkollektion aus recycelten Materialien, die im hauseigenen Shop erworben werden kann. Die Einnahmen werden an die „Kampagne für Saubere Kleidung“ gespendet, ein Verein, der sich für faire Löhne und Arbeitsbedingungen für Näher*innen auf der ganzen Welt einsetzt. So bewegen wir uns vom lokalen in den globalen Raum und eröffnen Debatten, wie Arbeit im Kleinen und Großen neu gedacht werden kann.

7. Bewusster Umgang mit der Digitalisierung

Unabdingbar für unseren Bildungsanspruch ist der Blick auf die Digitalisierung. Die Digitalisierung kann die ökologische Transformation beschleunigen, aber auch zum Brandbeschleuniger für den Energie- und Ressourcenverbrauch weltweit werden. Zudem verändert die Digitalisierung viele Aspekte unseres alltäglichen Lebens – wie wir uns bewegen, kommunizieren, konsumieren, denken. In der interdisziplinären Gesprächsreihe „Zukunftsforum“, die in Zusammenarbeit mit Fridays for Future konzipiert wird, findet das Thema einer nachhaltigen Digitalisierung daher einen prominenten Platz. Das Action for Future Team diskutiert hier die Chancen und Gefahren des digitalen Wandels. Diese Erkenntnisse fließen in die zukünftig am Japanischen Palais etablierte „Medienwerkstatt“ ein, wobei in Workshops der sichere Umgang im digitalen Raum geschult und erprobt werden kann.