Kontrapunkte (2022/23)
In den Jahren 2022 und 2023 richten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit dem Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Kontrapunkte“ den Blick erneut auf die Zeit der DDR. Ausgehend von den eigenen Beständen und der eigenen Sammlungsgeschichte werden neue Perspektiven auf die Kunst in der DDR, ihre Wahrnehmung und Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart entwickelt und um internationale Perspektiven erweitert.
Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Im Workshop “Deine Botschaft – Dein Plakat – selber drucken mit Siebdruck” stellte Moussa mit den Teilnehmenden Fragen um Frieden, Immigration und Zukunft.

Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Verena Böll initiierte zusammen mit dem Kultur Aktiv e.V. Projekte zum biographischen Erzählen in Kombination mit Kunst und Kunsthandwerk.

Die deutsche "Indianerbegeisterung" ist ein Phänomen, das sich im Zwischenraum von Fernweh, politischer Solidarität, Exotismus, Abenteuerlust und kultureller Aneignung abspielt. Wir haben mit der indigenen Professorin Renae Watchman und dem Indianisten Sigfired Jahn über den deutschen Hobbyismus gesprochen.

Von März bis Mai 2024 untersuchten vier Live Speaker aus dem GRASSI Museum für Völkerkunde die Verbindung des Völkerkundemuseums und der Stadtgesellschaft in der Vergangenheit und Gegenwart. Sie entwickelten im Projekt künstlerische Arbeiten, die auch ihre eigene Tätigkeit als Live Speaker im Museum reflektieren.

Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Julia Eberth und Marí Bohley reflektieren ihren Workshop "Mail Art - Briefe als Kunst" und teilen Erfahrungen mit Repression in der DDR.

Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Beim Stadtspaziergang durch die Neustadt „Die Neustadt zwischen Hanoi und Havanna“ lud Dr. Hussein Jinah Teilnehmende in den Spätshop ein, in dem er arbeite und erzählte von seiner Geschichte und seinen Zielen: Frieden, Zusammenhalt und Gewaltlosigkeit in der Gesellschaft zu fördern.

Was sich zu Unfug erklärt, bekennt sich zur Harmlosigkeit. Vermeintlich. Denn Konsequenz solcher Selbstbestimmung ist die berühmte Narrenfreiheit, die in den 1980er Jahren auch eine Gruppe von Theaterleuten in der DDR für sich beansprucht, als sie sich „Zinnober“ nennt und beginnt, Kaspertheater für Erwachsene zu machen. Ihr Stück „Die Jäger des verlorenen Verstandes“ ist vom Publikum unschwer als Spottstück auf das DDR-Staatswesen zu lesen und seine Duldung in der Rückschau kaum zu glauben - aber wahr.

Der etwa 20-minütige Film „Ein weites Feld. Grüne Rückzugsorte ostdeutscher Künstlerinnen“ von Susanne Altmann entstand 2023 in vier ostdeutschen Gärten und zeigt, wie Systemverweigerung auch aussehen konnte. Vier Künstlerinnen schufen sich jeweils ländliche Refugien, in denen sie inspiriert und unbeobachtet arbeiten konnten und eigene Netzwerke knüpften. Mit Erika Stürmer-Alex, Amrei Bauer für Annemirl Bauer, Christa Jeitner und Christine Schlegel.

Susanne Altmann diskutiert mit Johanna Kalex, Verena Kyselka, Ulrike Poppe und Karla Woisnitza darüber, wie Rebellion gegen das starre DDR-System in den 1980er Jahren aussah: in kirchlichen Kreisen, in der unabhängigen Friedensbewegung und in der nichtkonformen Kunstszene. Doch nicht nur um Erinnerungen soll es gehen, sondern auch darum, zu zeigen, dass Frauenpower damals den Gang der Geschichte beeinflusste. Ihre Aktionen schließen nahtlos an heutige, feministische Proteste in Diktaturen und Konfliktzonen an.
Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Bela Álvarez organisierte die Workshop-Serie "Die Fäden in der Hand halten" und brachte die Macht der Bilder, aber auch die Macht der Hände in den Fokus.

Durch die Programmreihe "ostZONE" im Rahmen der Sonderausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" entstand im Albertinum ein offener Raum für gemeinsame Gespräche, Fragen und Erinnerungen an das Leben in der DDR und im heutigen Ostdeutschland. Hung The Cao berichtet zu seinem Workshop mit Zeitzeugen "Jeans nach Dienstschluss".

Die Beziehungen zwischen Japan und der DDR sind so tief reichend, wie sie unerforscht sind. Dabei hatten beide Staaten eine vielschichtige Beziehung zueinander aufgebaut. Japan wurde als wirtschaftliche Brücke des sozialistischen Systems der DDR in den kapitalistischen Westen angesehen. Wie fanden die DDR und Japan Wege zum Austausch von Kunst über den Eisernen Vorhang?

Das internationale Symposium „REISE(UN)FREIHEIT – Mobilitäten von Künstler*innen während des Kalten Krieges“ widmete sich dem komplexen Spannungsfeld von Reisemöglichkeiten und Reiseverboten, die Künstler*innen im Kontext des Staatssozialismus, besonders in der DDR, betrafen. Während „Künstlerreisen“ bis in die 1930er Jahre einen bekannten kunsthistorischen Topos darstellen, ist die Mobilität von Künstler*innen nach dem Zweiten Weltkrieg bisher wenig erforscht. Welche Bedeutung hatte also das Reisen für künstlerische Praktiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts?

Ab den 1970er Jahren wurde in der DDR eine Form des künstlerischen Austauschs erschlossen, der sich gerade nicht in Museen und Galerien abspielte, sondern jenseits des öffentlichen Ausstellungswesens per Post-Sendung vollzog. Wenig später rief der Dresdner Künstler Birger Jesch auch das "erste Mail Art-Projekt aus Dresden" ins Leben und sendete 300 Schießscheibenkarten in die Welt, die ihm von den Adressaten gestaltet zurückgesendet werden sollten.

Das TU-Projekt "Art in Networks" möchte die Verbindungen von Künstler*innen, Architekt*innen, Museen und anderen kulturellen Akteur*innen zwischen der DDR und Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika sichtbar machen und den dabei entstandenen internationalen Netzwerken nachspüren. Dazu entstanden Text- und Videobeiträge, die hauptsächlich auf Interviews mit Zeitzeug*innen basieren. Die Ziele des Projekts sind daher ganz ähnlich zum Projekt "Kontrapunkte" und so bot es sich an, Kerstin Schankweiler und die Künstler Abed Abdi und Michael Touma auch zu einem Gespräch ins Albertinum einzuladen.

Im Kupferstich-Kabinett lagert eine ganze Menge kubanischer Drucke und Plakate, die nach der kubanischen Revolution 1959 in die DDR gelangten. Sie sind im Sinne des kulturellen Austauschs der beiden sozialistischen Staaten der Sammlung zugedacht worden, deren Direktor sie nicht selten mit eher geringem Enthusiasmus entgegennahm. Olaf Simon, Restaurator am Kupferstich-Kabinett, hat über die Hintergründe ihres Wegs in die Sammlung geschrieben.

In der Ausstellung "Revolutionary Romances? Globale Kunstgeschichten in der DDR" finden sich Begriffe, die sich sowohl auf die gegenwärtige Forschung als auch auf vergangene politische Ereignisse beziehen. Um diese für die Besucher*innen verschiedener Generationen zugänglich zu machen, wurde ein Glossar verfasst. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll aber eine Hilfestellung sein um die historischen und wissenschaftlichen Kontexte der Ausstellung besser zu verstehen. Nicht zuletzt können die Begriffe dazu anregen, über die Gegenwart nachzudenken.

Qingmei YAOs Film „The Trial“ wird gegenwärtig im Rahmen des „Kontrapunkte“-Projekts in unserer Serie über China gezeigt. Der Film ist als absurdes Theater konzipiert, in dem die Regisseurin selbst als militante Figur in Uniform auftritt und einen Cola-Automaten verhört. In diesem Interview spricht sie über die Entstehung der Idee und die ambivalente Position Chinas zwischen Sozialismus und Turbokapitalismus.

Neben der Traditionspflege wurde größter Wert auf eine neue, zeitgemäße künstlerische Entwicklung gelegt, die #4 unseres MeissenLabs in den Fokus nimmt. Oftmals aus den eigenen Reihen ausgewählte Manufakturist*innen studierten an etablierten Kunsthochschulen der DDR, um künstlerisch anspruchsvolle Porzellane sowohl für den Verkauf im eigenen Land als auch für den Export zu schaffen.

Ganz im Zeichen des Handels mit Ländern des „nichtsozialistischen Auslandes“ steht #3 des MeissenLabs. Wichtigster Absatzmarkt war die BRD. In den 1980er Jahren gewann Japan an Bedeutung, wohin die DDR enge diplomatische wie wirtschaftliche Beziehungen pflegte.

In #2 des MeissenLabs beschäftigen uns Betriebskultur und Produktion der Meissener Manufaktur in der Zeit der DDR. Tradition wird großgeschrieben, sodass manche Meißener Familien ihre Beschäftigung an der „Manu“ bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen können.

Die Porzellanmanufaktur Meissen war für die DDR ein prestigeträchtiges Vorzeigeunternehmen von Weltruf und zugleich wichtiger Devisenbringer. Im Rahmen des Kontrapunkte-Projekts sprachen Mitglieder des SKD-Jugendbeirats FUTUR III am 5. November 2022 mit Zeitzeug*innen am Ort des Geschehens: im Formenlager der Meissener Manufaktur.

Am 13. Oktober 2022 fand im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Konferenz „Revolutionary Romances: Into the Cold – Alternative Artistic Trajectories into (Post-)Communist Europe“ statt. Ein Bericht von Julia Tatiana Bailey und Christopher Williams-Wynn.

Wie arbeiteten Designerinnen in der DDR? Mit welchen Herausforderungen galt es umzugehen, zumal als Freiberuflerin, einem Status den es dort offiziell gar nicht gab? Welche Versprechen motivierten sie in ihrem Schaffen und welche Rolle spielten Themen wie Inklusion und Nachhaltigkeit, die auch heute nichts an Relevanz verloren haben? Und welche kreativen Nischen konnten sie sich innerhalb des Systems erschaffen. Um diese und weitere Fragen geht es im Gesprächsformat „Runder Tisch“, das begleitend zur Ausstellung „Deutsches Design 1949-1989. Zwei Länder, eine Geschichte“ entwickelt wurde.

Die Vernichtung von Vinh City durch die US-Bombenangriffe bot die Gelegenheit zur experimentellen Planung und Umwandlung der kleinen Industriestadt in eine sozialistische Modellstadt. Die ehrgeizige Aufgabe der DDR, der allumfassende Wiederaufbau, bestand in der gemeinsamen Arbeit an der Erstellung eines Masterplans und dessen Umsetzung in die Realität. Christina Schwenkel über den Quang Trung Wohnkomplex.

Arlette Quynh-Anh Tran hat die erste unserer Filmreihen zum Projekt Kontrapunkte kuratiert, die sich mit den kulturellen Verwebungen der DDR und Vietnam befasst. Im Gespräch mit Kathleen Reinhardt vom Albertinum erklärt sie, welche Fragestellungen sie dabei beschäftigt haben.

In den Jahren 2022 und 2023 richten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit dem Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Kontrapunkte“, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, den Blick erneut auf die Zeit der DDR. Ausgehend von den eigenen Beständen und der eigenen Sammlungsgeschichte werden neue Perspektiven auf die Kunst in der DDR, ihre Wahrnehmung und Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart entwickelt und um internationale Perspektiven erweitert. Dazu sind verschiedene analoge sowie digitale Formate vorgesehen, über die wir auf dieser Plattform informieren.

Im Frühjahr 2020 zog eine sehr besondere und im wörtlichen Sinne bunte Truppe in das Depot der Puppentheatersammlung ein: Fischer und Bäuerinnen, Musiker und turnende Kinder, aber auch Enten, Wasserbüffel, Drachen und Feen. Sie alle gehören zum klassischen Personal des vietnamesischen Wasserpuppentheaters.

Mit dem Projekt „Kontrapunkte“ unternehmen die SKD einen Blick auf die internationale Geschichte des DDR-Kulturbetriebs. Dabei geht es um die eigene Sammlungsgeschichte, um Austausch und Vernetzung, vor allem aber um eine Korrektur des Narrativs, das diese Geschichte als die eines provinziellen Betriebs erzählt, der isoliert und jenseits der Moderne stattfindet. Die Professur für Bildwissenschaft im globalen Kontext von der TU Dresden hat im Juni mit dem Albertinum und der Kustodie der TU eine Tagung zu den Beziehungen des DDR-Kulturbetriebs in den globalen Süden veranstaltet.
