Die Beziehungen zwischen Japan und der DDR sind so tief reichend, wie sie unerforscht sind. Dabei hatten beide Staaten eine vielschichtige Beziehung zueinander aufgebaut. Japan wurde als wirtschaftliche Brücke des sozialistischen Systems der DDR in den kapitalistischen Westen angesehen. Man hoffte auf Möglichkeiten, um sich außenpolitisch zu positionieren und in den Einflussbereich der BRD zu kommen, der nach der „Hallstein-Doktrin“ von 1955 geschützt sein sollte. Dieser Leitsatz, den Konrad Adenauer bei seiner Regierungserklärung 1955 zum Ausdruck brachte, besagte:
„(…), dass die Bundesregierung auch künftig die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der DDR durch dritte Staaten, mit denen sie (die BRD) offizielle Beziehungen unterhält, als einen unfreundlichen Akt ansehen würden.“
Shogo Akagawa, Die Japanpolitik der DDR, 1949 bis 1989, Berlin 2020, S. 32.
Daher hielten sich potenzielle Handelspartner auf Seiten des Westens eher zurück, wenn es um Beziehungen zur DDR ging. Die stand überdies unter dem CoCom Embargo von 1950, einem Handelsembargo der USA, das den Verkauf von neuen Technologien in die Oststaaten untersagte.
Nach den Olympischen Spielen 1964 in Tokyo begann die DDR damit, sich um wirtschaftliche Beziehungen zu Japan zu bemühen. Im Zuge der Spiele beobachteten Mitglieder der SED den wirtschaftlichen Aufschwung Japans, durch den das Land neben Kanada und den USA als potentiell lukrativer Partner wahrgenommen wurde. Dafür mussten außenpolitische Kontakte geknüpft werden. Doch dieses Vorhaben scheiterte zunächst daran, dass Japan sich dem Leitsatz Adenauers verpflichtet fühlte. Um das Interesse Japans am eigenen Land zu wecken, versuchte die DDR sich kulturpolitisch als „Erbe der deutschen Kultur“ zu präsentieren. Dazu gehörten etwa Gastauftritte von Orchestern der DDR, wie dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Staatsorchester Dresden. In der japanischen Kultur der Zeit herrschte eine große Begeisterung für klassische Musik und die Orchester der DDR durften daher oft in Japan spielen.
1 Shogo Akagawa, Die Japanpolitik der DDR, 1949 bis 1989, (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin, Band 28), Berlin 2020, S. 312.
2 Website zur Ausstellung (zuletzt zugegriffen 30.11.2023)
3 Akagawa, 2020. S. 312/317.
4 Die Ausstellung fand in Tokyo 30. Oktober bis 18.November 1979, in Osaka 27. November bis 9. Dezember 1979, in Hiroshima 29. Dezember 1979 bis 19. Januar 1980 und in Fukuoka 19. Januar bis 17. Februar 1980 statt.
5 Ausst. Kat. Moderne japanische Lackkunst, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1982, Vorwort.
6 Ausst. Kat. Japanische Kunst aus drei Jahrtausenden, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1974, S. 13-14.
7 Archiv der SKD, D2/PS 72, Einladung zu einer gemeinsamen Beratung am 8. August 1980, S. 2.
8 Archiv der SKD, O2/vw51, Verwaltungsdirektion 1975-83, Reiseberichte Herr Rost, 15.04.-05.05. 1975 Japan, S. 2.
9 Archiv des SKD, 428/91, Sächsische Zeitung 14.10.1975 (Zeitungsauschnitt), „Japan sprach von diesem Porzellan“, Interview zwischen Toshimitsu Fukuda und Dr. Georg Kretschmann
10 Ebd.
11 Ebd.
12 Archiv des SKD, O2/vw51, Verwaltungsdirektion 1975-83, Reiseberichte Herr Rost, 15.04.-05.05. 1975 Japan, S. 1.
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